17. September 2023, Initiative Neue Bremm lädt ein
"In Saarbrücken ist es vorbei mit den guten Umgangsformen“.
Mechthild Gilzmer über die Erinnerungen deportierter Widerstandskämpferinnen aus Frankreich an die "Neue Bremm"
Für mehr als 1300 der insgesamt rund 9000 Frauen, die aus Frankreich in deutsche Konzentrationslager und Gefängnisse deportiert wurden, führte der Weg über das Gestapo-Lager Neue Bremm in Saarbrücken. In zahlreichen Erinnerungen an die Zeit der Verfolgung und Deportation nimmt diese erste Begegnung mit der Brutalität des nationalsozialistischen KZ-Lagersystems einen besonderen Platz ein. "In Saarbrücken ist es vorbei mit den guten Umgangsformen" schreibt die Spanierin Mercedes Nuñez Targa.
Die Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm wurde vor 75 Jahren am
11. November 1947 vom Hohen Kommissar Gilbert Grandval in Anwesenheit vieler überlebender Häftlinge eingeweiht. Zu erinnern ist aber auch an den Todestag des ersten ermordeten Häftlings, Robert Jakob Gatys (18.09.1943), der im Lager sein Leben lassen musste.
Die Initiative Neue Bremm möchte deshalb zu einer Gedenkveranstaltung am Sonntag, 17. September 2023, um 17.00 Uhr in den Saal des auf dem heutigen Frauenlagers erbauten Hotels Mercure-Süd (Zinzinger Str. 9, 66117 Saarbrücken) einladen.
Für die Gedenkrede konnte Frau Prof. Dr. Mechthild Gilzmer gewonnen werden. Die heute in Berlin lebende, langjährige außerplanmäßige Professorin für französische Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes und ausgewiesene Kennerin der deutsch-französischen Beziehungen ist seit vielen Jahren Mitglied der Initiative Neue Bremm und hat sich zuletzt mit einem Sammelband über „Frauen aus Frankreich im KZ-Ravensbrück“ zu Wort gemeldet.
Mechthild Gilzmer möchte in ihrem Vortrag diese spezifische Gruppe von deportierten Frauen in den Blick nehmen und lebendig werden lassen. Neben den zahlreichen unbekannten Frauen befanden sich auch einige "prominente" Frauen darunter oder solche, die eine gewissen Berühmtheit durch ihre Aktivitäten im Widerstand und auch während der KZ-Haft erlangt haben. So z.B. die damals 20-jährige Marie-Chombard de Lauwe, die sich später im Frauen-KZ Ravensbrück im "Kinderzimmer" um die Neugeborenen kümmern oder die Spanienkämpferin und Kommunistin Lise Ricol-London, die in Paris sogenannte "Hausfrauendemonstrationen" organisierte und 1986 in Lyon gegen ihren Peiniger Klaus Barbie aussagen wird. Und schließlich Denise Vernay, die als junges Mädchen bereits in den Widerstand ging und im Unterschied zu ihrer berühmten Schwester Simone Veil nach Ravensbrück und nicht nach Auschwitz deportiert wurde. Sie alle erinnern sich mit Grauen an die Neue Bremm.
Der Sprecher der Initiative Neue Bremm, Dr. Kurt Bohr, macht deutlich, dass in Mechthild Gilzmers Beitrag auch die Spezifik von Widerstand, Repression und Deportation von Frauen diskutiert wird. „Und nicht zuletzt soll es darum gehen, die Diversität der deportierten Frauen, ihre unterschiedliche nationale und soziale Herkunft und die unterschiedlichen Motive ihres Handelns zu beschreiben“, so Dr. Bohr. Neben einer Mehrzahl von Widerstands-kämpferinnen befanden sich auch Frauen darunter, die als "Asoziale", "Prostituierte" oder "Kriminelle" bezeichnet und ausgegrenzt wurden. Auch ihnen soll die Erinnerung an diesem Nachmittag gelten.
Für die Veranstaltung, zu der Grußworte aus Politik und Gesellschaft erwartet werden, ist eine Anmeldung unter info@saarkupoge.de erforderlich. Im Anschluss lädt die Initiative Neue Bremm zu einem kleinen Empfang ein.
Vielen Dank und herzliche Grüße,
Dr. Burkhard Jellonnek
INITIATIVE NEUE BREMM
c/o Saarländische Gesellschaft für Kulturpolitik e.V.
Geschäftsführer Dr. Burkhard Jellonnek, Brunnenstraße 6, 66346 Püttlingen
E-Mail: info@saarkupoge.de / Web: www.saarkupoge.de