"Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte"

19. Sep 2021 17:00 – 18:30
  • Erinnerungsarbeit
  • Kulturveranstaltung
Marie-Juchacz-Ring
66564 Ottweiler

Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler

Nachdem – bedingt durch Corona – die Führungen über den Jüdischen Friedhof Ottweiler im 1. Halbjahr 2021 ausfallen mussten, bietet die KVHS Ottweiler in Verbindung mit der Stadt Ottweiler und dem Stadtgeschichtlichen Museum Ottweiler am Sonntag, 19. September um 17.00 Uhr diese Veranstaltung wieder an und leistet damit einen Beitrag zu dem deutschlandweiten Gedenken „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ sowie – auf  den regionalen Raum bezogen – „700 Jahre jüdisches Leben an der Saar“: Ein Edikt Kaiser Konstantins im Jahre 321 für die Juden in Köln ist das früheste uns bekannte Dokument über jüdisches Leben in Deutschland; die erste entsprechende urkundliche Erwähnung für den Saarraum findet sich 1321 in einem Freiheitsbrief des Grafen Johann I. Jüdisches Leben in Ottweiler erstreckte sich nur über den Zeitraum von 1777, belegt durch Urkunden „für Schutzjuden gewilligten Weyd-Genuß“, bis 1940, der Deportation der saarländischen, pfälzischen und badischen Juden ins Lager Gurs.

Als einzig authentisches Zeugnis ehemaligen jüdischen Lebens in Ottweiler blieb der Friedhof erhalten und gewinnt dadurch als Quelle für die Erforschung des hiesigen jüdischen Lebens einzigartige Bedeutung. Prof. Dr. Michael Brocke, der Leiter des Steinheim-Instituts Duisburg, das jüdische Friedhöfe dokumentiert, hielt dazu fest: „Es gibt im Boden und mit seinen Steinen ganze Gemeinden, die lang ohne Lebende sind. Boden und Steine begründen in ihrer Einschreibung Geschichte und Gedächtnis für die Nahen wie für die Fernen. [...] Das vergehende Leben der Gemeinschaft wird geerdet und aufgerichtet, aufbewahrt und hinübergewünscht in das Land der Lebendigen, des Lebens.“ Ein steinernes Archiv liegt also vor uns, das zu lesen unser Bemühen sein sollte. Denn: Wenn man „einen Friedhof als geschichtlich gewolltes und gewordenes Ganzes zu studieren und alle einzelnen Elemente seiner Schrift- und Zeichensprache zu entziffern (sucht), [...] so wird man der versteinerten Lebensgeschichte einer Gemeinde gerecht.“

Dieses „steinerne Archiv“ stellt Hans-Joachim Hoffmann Interessierten an der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Ansätzen vor, indem er sich bemüht, die lokale Geschichte einzubetten in Ereignisse, die weit über den lokalen Rahmen hinausreichen. Dies geschieht in Verbindung mit Grabmalen bedeutender jüdischer Ottweiler Familien: Das Gräberfeld Coblenz ruft die Entstehung der jüdischen Gemeinde Ottweiler im Zuge der Kriege Napoleons bzw. der Befreiungskriege in Erinnerung; das Grabmal Levy gibt Anlass, über das jüdische Elementarschulwesen zu informieren; das einzigartige Grabdenkmal Koppel ben Asriels und die Grabmale der Familie Albert dokumentieren die zunehmende Assimilation der jüdischen BürgerInnen; die Gräber der Familien Salm stehen für die gescheiterte Anerkennung der jüdischen Bevölkerung als Deutsche jüdischen Glaubens. Auch spricht der Referent verschiedene Symbole, die die Grabdenkmale aufweisen, an, mit deren Hilfe Wertvorstellungen des Judentums thematisiert werden; dabei stellt er das Grabmal der Lisette Albert in den Mittelpunkt.

Um die Führung durchführen zu können,müssen die gesetzlichen Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie beachtet werden. Die KVHS übernimmt die organisatorisch vorgeschriebenen Maßnahmen. Deshalb ist für eine Teilnahme eine Anmeldung bei der KVHS notwendig (erwünscht bis Mittwoch, 15.09.2021, 12.00 Uhr). Anmeldungen nehmen die KVHS Geschäftsstelle Ottweiler sowie der Referent Hans-Joachim Hoffmann entgegen:

s.falkenrich@landkreis-neunkirchen.de - 06824 906 4121

s.detemple@landkreis-neunkirchen.de - 06824 906 41 70

Name und Telefonnummer werden 4 Wochen lang zur etwaigen Nachverfolgung von Infektionsketten gespeichert.

Zugleich verweisen wir darauf, dass die Teilnahme auf eigenes Risiko erfolgt. Weder die Synagogengemeinde Saar noch die Stadt Ottweiler/das Stadtgeschichtliche Museum Ottweiler und die KVHS/der Referent übernehmen irgendwelche Haftungen. Die TeilnehmerInnen akzeptieren mit ihrer Teilnahme jeden Haftungsausschluss der zuvor genannten Institutionen und Person.

Termin: Sonntag, 19.09.2021       

Uhrzeit: 17.00 Uhr

Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (aus Richtung Schwimmbad kommend: Kreuzung Karl-Marx-Straße/Maria-Juchacz-Ring: rechts abbiegen - nach ca. 80 m linker Hand Aufgang zum Friedhof) Dauer: ca. 1 ½ Stunde

 

Hans-Joachim Hoffmann