Internetseite gurs.saar online

22. Okt 2020
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Gedenken an die aus dem Saarland deportierten Jüdinnen und Juden vom 22. Oktober 1940

 

Saarbrücken, 22. Oktober 2020

 

Presseinformation

Internetseite gurs.saarland online

 

Am 22. Oktober 1940 wurden im Rahmen der sogenannten „Wagner-Bürckel-Aktion“ 6.500 jüdische Bürger*innen aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das französische Lager Gurs nahe der spanischen Grenze am Fuß der Pyrenäen deportiert. Die jüngste Deportierte aus dem Saarland war die zweijährige Mathel Salmon aus Homburg, der älteste Deportierte der 88-jährige Josef Kahn aus Brotdorf. Im Lager Gurs waren seit seiner Errichtung im Jahr 1939 mindestens 500 Menschen aus dem Saarland interniert.

Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportationen vom 22. Oktober 1940 hat die Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes die Internetseite gurs.saarland veröffentlicht. Die Internetseite stellt einige der dort internierten Menschen und den Alltag im Lager aus unterschiedlichen Blickwinkeln vor. Darüber hinaus stellt sie ab Februar 2021 ein Verzeichnis aller bislang wissenschaftlich ermittelten Gurs-Internierten aus dem Saarland zur Verfügung. Die Internetseite versteht sich als Lern- und Informationsangebot für eigenständiges, forschendes Lernen für Schüler*innen, Studierende sowie für Akteur*innen der Zivilgesellschaft, die sich in Initiativen, Vereinen oder als Einzelpersonen mit dem Thema beschäftigen wollen.

„Die Schicksale der in Gurs internierten Menschen berichten von Emigration und Deportation, vom Leben und Überleben, aber auch vom Tod. Und deshalb gilt: So groß die Entfernung zwischen dem Saarland und dem Dorf Gurs auch sein mag. Die Geschichte des Lagers Gurs ist ein elementarer Bestandteil der Geschichte des NS-Regimes an der Saar“, hob die Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes, Christine Streichert-Clivot, zum Startschuss der Internetseite gurs.saarlandhervor.

Historiker*innen haben viel zur Geschichte des Lagers Gurs geforscht, und Akteur*innen und Institutionen der Zivilgesellschaft erinnern auch im Saarland auf vielfältige Weise an die Schicksale der Opfer. Diese wichtigen Arbeiten sind Grundlage für die Internetseite gurs.saarland und Ausgangspunkt weiterführender umfassender Archivrecherchen des Gurs-Experten Roland Paul im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes. Die Ergebnisse dieser Archivrecherchen werden zusammen mit den Forschungsergebnissen des saarländischen Historikers Max Hewer zu den saarländischen Spanienkämpfer*innen in das Interniertenverzeichnis einfließen.

Die Geschichte des Lagers Gurs ist vielschichtig. Das Lager am Rand der Pyrenäen entstand im April 1939 als Auffanglager für nach dem Ende des spanischen Bürgerkriegs nach Frankreich geflohene Angehörige der Republikanischen Garden. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich im Mai 1940 war es Internierungslager für „feindliche Ausländer“. Am 22. Oktober 1940 wurden 6.500 Jüd*innen aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs verschleppt. 1942 und 1943 war es Sammel- und Durchgangslager für in der zuvor unbesetzten Zone Frankreichs verhaftete Jüd*innen, die von dort in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor verschleppt wurden. 1944 war es Internierungslager für Sinti und Roma. 1945 war es Lager für Kriegsgefangene und Kollaborateur*innen. Insgesamt waren 61.000 Menschen zwischen 1939 und 1945 auf 24 Hektar Fläche in 382 Holzbaracken eingepfercht.

 

Medienkontakt

Dr. Sabine Graf

Landeszentrale für politische Bildung

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Tel.: 06897 7908-193

E-Mail: sgraf(at)lpm.uni-sb.de • Internet: www.lpb.saarland.de

 

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