Programm „Tag der Erinnerungskultur“ 2019 an der Saar-Universität

22. 09:00 – 15:00
  • Gedenkveranstaltung
  • Nicht lokalisiert
Universität des Saarlandes, Aula Geb. A3.3 66123 Saarbrücken

Unter dem Titel „Erinnern  ohne Zeugen!? Perspektiven einer lebendigen Erinnerungskultur“ stehen am 22. März 2019 in der Aula der Universität des Saarlandes Fragen nach Konzepten der Vermittlung für Generationen ohne eigene Erinnerung an die NS-Zeit auf dem Programm. Damit ist eine Herausforderung genannt, die sich durch den Verlust der Zeitzeug*innen als dringlich erweist.

Foto: SABINE GRAF, Landeszentrale für politische Bildung

Foto: SABINE GRAF, Landeszentrale für politische Bildung

 

Programm

 

9.00 Uhr:

Grußwort
Ulrich Commerçon, Minister für Bildung und Kultur des Saarlandes

9.15 bis 10.30 Uhr:  

Vortrag Shared, divided und conflicting memories und ein „Erinnern ohne Zeugen“

Prof. Dr. Martin Lücke, FU Berlin
In der gegenwärtigen Situation steht die Erinnerungsarbeit an die Geschichte des Holocaust und des Nationalsozialismus vor zwei Herausforderungen: Zum einen geht das Erinnern an den Holocaust endgültig vom kommunikativen Gedächtnis der Gesellschaft in ihr kulturelles Gedächtnis über: immer weniger Zeitzeug*innen können uns vis-a-vis über ihre historischen Erfahrungen berichten. Uns steht eine Zeit des „Erinnerns ohne Zeugen“ bevor. Zum anderen rückt der Tatbestand einer Heterogenisierung und Diversifizierung von Gesellschaft und Schule immer mehr ins Blickfeld. Das bedeutet, dass bei pädagogischer Erinnerungsarbeit auch andere als rein ‚autochthone‘ Erinnerungsbedürfnisse berücksichtigt werden müssen.
Der Vortrag greift beide Problemlagen auf und diskutiert vor dem Hintergrund eines breiten Inklusionsansatzes, wie gesellschaftliche Diversität bei einem „Erinnern ohne Zeugen“ berücksichtigt werden kann. Problematisiert wird dabei vor allem die Frage, ob es in pluralen und vielfältigen Gesellschaften weiterhin das Ziel sein kann, nur nach gemeinsam geteilten Erinnerungen zu streben, oder ob es nicht vielmehr geradezu wünschenswert ist, gerade konflikthafte Erinnerungen und Geschichtsbilder zuzulassen.

10.30 bis 11.00 Uhr:
Kaffeepause

11.00 bis 12.30 Uhr:
Workshops-Phase 1

12.30 bis 13.00 Uhr:
Mittagspause

13.30 bis 15 Uhr:
Workshops-Phase 2

Workshop Erinnern an die Geschichte der Homosexualitäten – Beispiele vom Lernportal queerhistory.de

Im Workshop wird zunächst das Lernportal queerhistory.de vorgestellt, das in Berlin entwickelt wurde, um die Geschichte geschlechtlicher und sexueller Vielfalt als Thema in den Fachunterricht zu tragen. Das Portal umfasst Unterrichtsmaterialien zu historischen Themen von der Frühen Neuzeit bis in die zeithistorische Gegenwart hinein, auch Stadtrundgänge zu schwullesbischer und queerer Geschichte in Berlin. Schwerpunkt der Arbeit im Workshop wird dann die Beschäftigung mit videografierten lebensgeschichtlichen Interviews von LSBTIQ*-Personen aus dem Archiv der anderen Erinnerungen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld sein. Dazu wurden für das Lernportal drei Module entwickelt, die eine ausführliche Betrachtung der Interviews mit kompetenzorientierten Aufgabenformaten verbinden.

Leitung: Prof. Dr. Martin Lücke, Professor für Didaktik der Geschichte an der Freien Universität, Friedrich-Meinecke-Institut

Workshop Das wird man doch wohl noch sagen dürfen! – Rechtsextreme Strategien im Netz

Welche zum Teil subtilen Strategien werden heute von rechtspopulistischer Seite angewandt, um geschichtsrevisionistisch menschenverachtende Äußerungen zu tätigen und entsprechende Einstellungen zu propagieren? Um adäquat damit umgehen zu können und insbesondere auch junge Menschen zu schützen, bedarf es einer Beschäftigung mit den immer wiederkehrenden Argumentationsmustern. Gemeinsam wird in diesem Workshop erarbeitet, wie diese Erzählmuster enttarnt werden können, und welche Möglichkeiten es im Umgang mit ihnen gibt. Dabei soll auch die Bedeutung des Internets und der sozialen Netzwerke näher beleuchtet werden, da diese eine zunehmend größere Rolle für die Verbreitung rechtspopulistischer Propaganda einnehmen.

Leitung: Florian Klein (Adolf-Bender-Zentrum, seine Tätigkeitsfelder sind die Politische Bildung und Beratung sowie die Bereiche Medienkompetenz und Theaterpädagogik)

Workshop „Du schwarzer Zigeuner, komm spiel‘ mir was vor“. Antiziganismus in der Mehrheitsgesellschaft

Das ist doch nicht so gemeint! Es ist doch nur ein Lied. Der Fremdbegriff „Zigeuner“ ist nicht nur unverzichtbarer Bestandteil von Operette und Schlager, sondern zugleich auch im Alltag der Mehrheitsgesellschaft verwurzelt. Doch so gesagt, ist stets auch so gemeint. Er bezeugt eine bis ins Mittelalter zurückreichende von Vorurteilen geprägte Sicht auf die Angehörigen einer Minderheit. Mit 12 Millionen Menschen sind - so der authentische Eigenname - Sinti und Roma die größte Minderheit in Europa. Davon leben 70.000 in der Bundesrepublik. Die Leiden der Sinti und Roma unter der NS-Diktatur wurden lange verdrängt und die bestehenden Vorurteile auf die nachfolgenden Generationen übertragen. Daher sind die zweite und dritte Generation der Sinti und Roma, die auf die Überlebenden des Holocaust folgten, ebenfalls Zeitzeug*innen von Rassismus und Diskriminierung.
Diana Bastian repräsentiert als Leiterin des Workshops die zweite Generation der Opfer des Nationalsozialismus. Ihr Workshop beschäftigt sich daher mit den Klischees über Sinti und Roma in Vergangenheit und Gegenwart. Ihr geht es darum, ein Bewusstsein für Rassismus, Ausgrenzung und den weiterhin bestehenden Antiziganismus in Sprache und Gesellschaft zu schaffen, vorhandene Vorurteile zu erkennen und stattdessen Impulse für die Entwicklung pädagogischer Angebote zu setzen, die Diversität als Kennzeichen unserer Gesellschaft fördern.

Leitung: Diana Bastian, Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma Saarland


Veranstaltende:

  • Landesinstitut für Pädagogik und Medien,
  • die Landeszentrale für politische Bildung,
  • das Institut für Lehrerfortbildung,
  • Zentrum für Lehrerfortbildung sowie das
  • Historisches Institut der Universität des Saarlandes und Adolf Bender-Zentrum, St. Wendel sowie der
  • Landesverband Deutscher Sinti und Roma Saarland.


Anmeldung bis zum 15. März 201
www.lpm.uni-sb.de/OnlineAnmeldung
Fortbildungsnummer A4.133-1189

Information
Landeszentrale für politische Bildung: 06897-7908-193

Veranstaltungsort:
Aula der Universität des Saarlandes, Campus Saarbrücken, Gebäude A3-3

Anfahrt
Mit dem Auto: Bitte benutzen Sie das Parkhaus P 1(Mitte) am Haupteingang oder P3 (Ost) am Stuhlsatzenhaus-Weg. Hinweis: Das Parken ist für Gäste kostenpflichtig,
Mit dem Bus bis Haltestelle Universität Campus:

  • aus Saarbrücken-Innenstadt die Linien 101, 102, 109, 111, 112, 124
  • aus Dudweiler die Linien: 101, 102, 136, 138, 163
  • aus Scheidt die Linie 138
  • aus St. Ingbert ab Bahnhof  Linie 170

Info

2019 pausiert die Veranstaltung „Tag des Geschichtsunterrichts“ am Historischen Institut der Universität des Saarlandes. An seine Stelle tritt erstmals und einmalig der „Tag der Erinnerungskultur“.

Als Veranstaltende treten auf das Landesinstitut für Pädagogik und Medien, die Landeszentrale für politische Bildung, das Institut für Lehrerfortbildung, Zentrum für Lehrerfortbildung sowie das Historisches Institut der Universität des Saarlandes und Adolf Bender-Zentrum, St. Wendel sowie der Landesverband Deutscher Sinti und Roma Saarland. Die Veranstaltung richtet sich an Lehrer*innen der Fächer Geschichte, Politik, Gemeinschaftskunde, Deutsch, Religion, Vertreter*innen der außerschulischen Jugendarbeit sowie Vertreter*innen von Museen und Kultureinrichtungen

Den Einführungsvortrag übernimmt Prof Dr. Martin Lücke, Freie Universität Berlin, Friedrich-Meinecke-Institut. Als Professor für Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin gehört mit seinen Publikationen zum Thema Historisches Lernen zu den wichtigsten Vertretern einer aktuellen Geschichtsdidaktik, die sich dem Themenfeld einer inklusiven Geschichtsdarstellung unter verschiedenen Aspekten annimmt. Daran schließen sich Workshops des Adolf Bender-Zentrums e.V. St. Wendel, des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Saarland sowie des Referenten zu Themen und Herausforderungen einer zeitgemäßen Erinnerungskultur an.

SABINE GRAF Landeszentrale für politische Bildung