Kontext
Das Theatergebäude bezeugt die NS-Zeit an der Saar. Es wurde, so die offizielle Erklärung des NS-Regimes, in Folge der Abstimmung vom 13. Januar 1935 errichtet. Zum Dank erhielt das Saarland ein Theater mit einer Loge für den „Führer“ der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschland (NSDAP). Bei der Abstimmung hatten sich 90 Prozent der Einwohner:innen des damaligen Saargebietes für den Anschluss an Deutschland entschieden. Seit 1920 hatte das Saargebiet in Folge des den Ersten Weltkrieg beschließenden Friedensvertrags von Versailles unter der Verwaltung einer vom Völkerbund eingesetzten Regierungskommission gestanden. Nach 15 Jahren sollte eine Abstimmung über den Verbleib des Saargebietes unter der Verwaltung des Völkerbundes, die Angliederung an Frankreich oder die Rückgliederung an Deutschland entscheiden. Die Rückkehr zu Deutschland war bis in das Jahr 1933 im Saargebiet quer durch alle Parteien beschlossene Sache.
Das änderte sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933. Gemeinsam mit den aus NS-Deutschland ins noch freie Saarland geflohenen NS-Gegner:innen formierte sich unter den Mitgliedern und Anhänger:innen der Sozialdemokratischen Partei, der Kommunistischen Partei sowie den Gewerkschaften Widerstand gegen die Rückkehr zu NS-Deutschland. Nach der Entscheidung vom 13. Januar 1935 mussten die meisten vor Verfolgung durch die nun auch an der Saar herrschenden Nationalsozialisten ins Ausland, meist nach Frankreich, fliehen. Zum Dank erhielt das Saarland ein Theater mit einer Loge für den „Führer“ der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschland (NSDAP).
Am 9.Oktober 1938 wurde das „Gautheater Saarpfalz“ im Beisein von Adolf Hitler mit der Aufführung der Oper „Der Fliegende Holländer“ von Richard Wagner eröffnet. Das zwischen 1936 und 1938 nach den Plänen des Berliner Architekten Paul A. Baumgarten entstandene Gebäude galt als „Geschenk des Führers“, für den im Haus eine eigene Loge eingebaut worden war. Das sogenannte „Geschenk“ war der Dank für die Saarländerinnen und Saarländer, die am 13. Januar 1935 zu 90 Prozent für die Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich und damit an Hitler-Deutschland gestimmt hatten. Jedoch hatte die Stadt Saarbrücken die rund drei Millionen Reichsmark für den Bau und die Erschließung des Geländes zu tragen.
Bereits im Folgejahr schloss nach Kriegsbeginn am 1. September 1939 das Theater, da Saarbrücken in der sogenannten „Roten Zone“ lag. Das heißt, dass alle Städte evakuiert wurden, die in einem Radius von zehn Kilometer der Grenze zu Frankreich lagen. Zudem wurde das Gebäude im Krieg zerstört, so dass es zwischen 1942 und 1944 und zwischen 1945 und 1956 wieder aufgebaut wurde. Eine weitere für das Gebäude in der NS-Zeit benutzte Bezeichnung lautete „Grenzlandtheater.“