Jüdischer Friedhof Saarlouis

Der Alte Friedhof in Saarlouis zeigt, dass diese Stadt gesellschaftlich bunt gemischt war. Hier lebten Französisch- und Deutschstämmige, Katholiken, Protestanten und Juden, Zivilisten und Militärs, Kaufleute und Beamte in enger Gemeinschaft und seltener Eintracht zusammen.

Foto: Eva Kell

Kontext

Im Jahr 1773 wurde der katholische Friedhof eröffnet und im Jahr 1821 daneben ein protestantischer Garnisonsfriedhof. Das hing damit zusammen, dass die Saarlouiser Stammbürger fast alle katholisch, die in der Stadt stationierten preußischen Offiziere aber zumeist Protestanten waren. 1905 kam der jüdische Friedhof hinzu. Zunächst waren die Areale durch Mauern getrennt, wie es dem damaligen Gesellschaftsverständnis entsprach. Die Mauern wurden jedoch später entfernt. Bald schon waren Protestanten und Katholiken nebeneinander beerdigt worden. Der jüdische Friedhof bildete kein Ghetto. Man respektierte ihn als eigene Kultstätte.

Von 1755 bis 1905 wurden die Toten der jüdischen Gemeinde in Diefflen beigesetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof bei Bombardierungen stark beschädigt. Der Friedhof wird bis zur Gegenwart belegt. Die bislang letzte Beisetzung war 1997. Heute steht der Friedhof unter Denkmalschutz (Ensemble Alter Friedhof). Es befinden sich auf ihm 131 Gräber mit 130 Grabsteinen. Auch einige Steine der zerstörten Saarlouiser Synagoge sind hier aufgestellt und zu einem Mahnmal vereint.

Schwerpunkt

Jüdisches Leben in der Stadt, Begräbniskultur

Praktische Hinweise

Das Städtische Museum und das Stadtarchiv sind nicht barrierefrei.

Dauer

Ein bis zwei Stunden

Zielgruppe

Schulklassen ab Klassenstufe 9, Jugend- und Erwachsenengruppen

Kosten

Das Angebot ist kostenlos

Öffnungszeiten

Städtisches Museum Saarlouis

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 14 bis 17 Uhr

Der Friedhof ist gemäß der jahreszeitbedingten Öffnungszeiten zugänglich.


Kontakt

Städtisches Museum Saarlouis
Alte-Brauerei-Straße
66740 Saarlouis
Benedikt Loew
Stadtarchivar und Museumsleiter
Fon: 0 68 31 / 69 89 8 22


Erreichbarkeit

Das Museum und der Friedhof sind fußläufig vom Großen Markt zu erreichen. Der Hauptbahnhof liegt außerhalb des Stadtzentrums in Saarlouis-Roden. Vom Bahnhof aus erreicht man das Stadtzentrum in 15 Minuten.


Anfahrt

Die Buslinien 402, 406, 429 fahren vom Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt. Mit dem PKW ist das Museum über die BAB 8, Ausfahrt Saarlouis zu erreichen. Parkplätze auf dem Großen Markt sind kostenpflichtig.


Didaktisches Angebot

  • Führung über den jüdischen Friedhof
  • Biographische Rechcherche zu den in Saarlouis verlegten Stolpersteinen
  • Stadtrundgang durch Saarlouiser Altstadt auf den Spuren jüdischen Lebens

Hinweise und Möglichkeiten

  • Stadtrundgang auf dne Spuren des jüdischen Lebens in Saarlouis

An der ehemaligen Synagoge Ecke Silberherzstraße/Postgässchen wurden 1979 zwei Gedenktafeln angebracht. 1983 wurde das Gebäude, das während der NS-Zeit als Lagerhalle benutzt wurde und in der Nachkriegszeit Domizil einer freikirchlichen Gemeinde war, abgebrochen.Mitte der 1980er Jahre wurde das Sanierungsprojekt Silberherzstraße abgeschlossen; im Postgässchen entstand ein Neubau, das sich äußerlich am Vorbild der ehemaligen Synagoge orientierte. Dieser beherbergt u.a. einen Gedenkraum, in dem eine Dokumentation an die frühere jüdische Gemeinde von Saarlouis und an das Geschehen in der Pogromnacht vom 9.November 1938 erinnert. Ein Gedenkstein an der Vorderfront des Gebäudes erinnert daran.

Dieses Gebäude war von 1828 bis 1938 das Gotteshaus der Synagogengemeinde Saarlouis. Bei ihrer Vernichtungsaktion gegen jüdische Glaubensstätten und jüdischen Besitz in der Nacht vom 9. zum 10.11.1938 schändeten Nationalsozialisten auch dieses Haus. Der Vernichtung der Synagoge folgte die Vernichtung der Menschen, die darin beteten. Sich erinnern bringt Erlösung,  Verdrängen hält die Erlösung auf.

An der ehemaligen Synagoge im Postgässchen wurden am 10. November 1979 zwei Gedenktafeln angebracht: ein Relief mit Stacheldraht, Ketten und Winkeln, Kennzeichen für KZ-Häftlinge, und eine Tafel, die an die Schändung der Synagoge und die Vernichtung der Saarlouiser Juden erinnerte. Im Rahmen der Sanierung der angrenzenden Silberherzstraße wurde das Gebäude abgerissen und im April 1987 ein Neubau auf dem ehemaligen Synagogengelände fertiggestellt.

In dem neuen Gebäude befindet sich ein Gedenkraum, in dem eine Ausstellung zur jüdischen Geschichte mit Schwerpunkt auf der Geschichte der Saarlouiser Juden zu sehen ist. Auf dem Gedenkstein steht in hebräischer Schrift ein Zitat aus dem Alten Testament (Jer. 31, 15): Ihre Söhne beweint Rachel und läßt sich nicht trösten um ihre Kinder, weil sie dahin sind.