Kontext
Zwangsarbeit und Industrieproduktion gehörten nicht nur in der Saarregion zusammen. Die ehemaligen Röchling‘schen Eisen- und Stahlwerke in Völklingen beuteten rund 12.000 Zwangsarbeiter vorwiegend aus Osteuropa aus. Wer sich widersetzte, kam in das von April 1943 bis Dezember 1944 bestehende werkseigene Arbeitserziehungslager, gut zehn Kilometer in nordöstlicher Richtung gelegen, in Püttlingen-Etzenhofen. Dort herrschten Willkür, Terror und Tod. Die Spuren des Lagers wurden nach 1945 getilgt.
12.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und verschleppte Zivilpersonen aus Russland, Italien, Frankreich waren in der Völklinger Hütte und in deren Nebenbetrieben im Einsatz.
250 Tote, die an unmenschlichen Arbeitsbedingungen zugrunde gingen wurden auf dem Völklinger Waldfriedhof beigesetzt. Siehe dazu Dauerausstellung Zwangsarbeit bei Röchling im Weltkulturerbe Völklinger Hütte: https://voelklinger-huette.org/de/weltkulturerbe/zwangsarbeit/
Hermann Röchling, Direktor der Röchling‘schen Eisen- und Stahlwerke Völklingen, Generalbevollmächtigter für Eisen und Stahl, Mitbegründer und Vorsitzender der Reichsvereinigung Eisen, wurde unter anderem wegen der Verschleppung und Versklavung von Staatsangehörigen der besetzten Länder und Kriegsgefangenen zur Arbeit und der Duldung deren Misshandlung 1948 in Rastatt vor Gericht gestellt und zu zehn Jahren Haft verurteilt, jedoch 1951 bereits entlassen. Über die Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte informiert vor Ort die Ausstellung „Die Röchlings und die Völklinger Hütte“.
Das Arbeitserziehungslager Etzenhofen
Die Gründung eines betrieblichen Straflagers der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke Völklingen erfolgte am 30. April 1943 zur Disziplinierung der ausländischen Zwangsarbeiter. Dies stand in Zusammenhang mit der Einrichtung eines betriebseigenen Schnellgerichts. Die Lagerleitung hatte die Gestapo Saarbrücken inne. Das Lager bestand aus jeweils zwei Stein- und Holzbaracken. Auf Verlangen der Gestapo stellte der Werkschutz der Völklinger Hütte die Wachmannschaften.
Im Juli 1943 gab es 5.294 ausländische Arbeitskräfte in der Völklinger Hütte, darunter 2.114 Ostarbeiter:innen und sowjetische Kriegsgefangene, das bedeutet 37 Prozent der 15.000 Beschäftigten. Im Dezember 1944 wurde das Lager nach Stilllegung der Völklinger Hütte aufgelöst. Insgesamt waren hier 1.604 Menschen interniert; die Hälfte der Häftlinge waren Frauen. Der Anteil der osteuropäischen Zwangsarbeitenden lag zwischen 30 und 60 Prozent.