Kontext
Fast drei Jahrhunderte prägte die jüdische Kultur das Dorfleben in Sötern, Bosen und Gonnesweiler. Auf den ersten Blick sind die Spuren dieses friedvollen Miteinanders von Juden und Christen verwischt. Erst auf den zweiten Blick und mit Hilfe des „Weges der Erinnerung“ kann man die scheinbar alltäglichen, unspektakulären Orte tatsächlich als Erinnerung- und Gedächtnisorte wahrnehmen.
Gerade aber in diesem Alltäglichen liegt das Bemerkenswerte: Die jüdischen Einwohner hoben sich nicht von der übrigen Bevölkerung ab, sie waren ein Teil von ihr. Anders war nur die Religion, deren Gesetze von den meisten Juden auf dem Land streng eingehalten wurden. Leider genügten zehn Jahre Nationalsozialismus, um eine in Jahrhunderten gewachsene intakte Gemeinschaft für immer zu vernichten.
Die „Wege der Erinnerung“ eignen sich, um mit Schülerinnen und Schülern das Thema nationalsozialistische Judenverfolgung an Beispielen „aus dem Dorf“ zu thematisieren. Es wird deutlich, dass das menschenverachtende Regime der Nazis auch direkt vor unserer Haustür wütete. Eine Opfertafel nennt namentlich alle derzeit bekannten 137 jüdischen Opfer des Naziregimes aus der Gemeinde Nohfelden. Außerdem widmet sich eine Tafel der Ausstellung den Einzelschicksalen der vier Familien, für die bereits Stolpersteine in den Dörfern verlegt worden sind.
Bei der Betrachtung der jüdischen Gemeinden sollte jedoch nicht nur die nationalsozialistische Judenverfolgung thematisiert werden. Wichtig ist auch der Blick auf die Geschichte und Kultur der jüdischen Landgemeinden vor der NS-Zeit. Bei einem Besuch auf einem der beiden heute noch vorhandenen Friedhöfe in Sötern und Gonnesweiler und der Mikwe in Bosen können vielfältige kulturelle Praktiken des Judentums thematisiert werden. Die beiden heute noch vorhandenen ehemaligen Synagogengebäude in Sötern und Bosen sowie die ehemalige jüdische Dorfschule, die jeweils mitten in den Dörfern liegen, zeigen noch heute, wie friedvoll das Zusammenleben mehrerer Religionen in der Dorfgemeinschaft war, bevor es durch die menschenverachtenden Parolen des Nationalsozialismus für immer zerstört wurde.