„Wege der Erinnerung“ in der Gemeinde Nohfelden

Ausstellungstafeln und Stelen auf den „Wegen der Erinnerung“ geben einen Einblick in die ehemals größte jüdische Landgemeinde, die vor der Zeit des Nationalsozialismus auf dem Gebiet des heutigen Saarlandes existierte.

Foto: Jörg Friedrich/Gems Nohfelden-Türkismühle

Kontext

Fast drei Jahrhunderte prägte die jüdische Kultur das Dorfleben in Sötern, Bosen und Gonnesweiler. Auf den ersten Blick sind die Spuren dieses friedvollen Miteinanders von Juden und Christen verwischt. Erst auf den zweiten Blick und mit Hilfe des „Weges der Erinnerung“ kann man die scheinbar alltäglichen, unspektakulären Orte tatsächlich als Erinnerung- und Gedächtnisorte wahrnehmen.

Gerade aber in diesem Alltäglichen liegt das Bemerkenswerte: Die jüdischen Einwohner hoben sich nicht von der übrigen Bevölkerung ab, sie waren ein Teil von ihr. Anders war nur die Religion, deren Gesetze von den meisten Juden auf dem Land streng eingehalten wurden. Leider genügten zehn Jahre Nationalsozialismus, um eine in Jahrhunderten gewachsene intakte Gemeinschaft für immer zu vernichten. 

Die „Wege der Erinnerung“ eignen sich, um mit Schülerinnen und Schülern das Thema nationalsozialistische Judenverfolgung an Beispielen „aus dem Dorf“ zu thematisieren. Es wird deutlich, dass das menschenverachtende Regime der Nazis auch direkt vor unserer Haustür wütete. Eine Opfertafel nennt namentlich alle derzeit bekannten 137 jüdischen Opfer des Naziregimes aus der Gemeinde Nohfelden. Außerdem widmet sich eine Tafel der Ausstellung den Einzelschicksalen der vier Familien, für die bereits Stolpersteine in den Dörfern verlegt worden sind.

Bei der Betrachtung der jüdischen Gemeinden sollte jedoch nicht nur die nationalsozialistische Judenverfolgung thematisiert werden. Wichtig ist auch der Blick auf die Geschichte und Kultur der jüdischen Landgemeinden vor der NS-Zeit. Bei einem Besuch auf einem der beiden heute noch vorhandenen Friedhöfe in Sötern und Gonnesweiler und der Mikwe in Bosen können vielfältige kulturelle Praktiken des Judentums thematisiert werden. Die beiden heute noch vorhandenen ehemaligen Synagogengebäude in Sötern und Bosen sowie die ehemalige jüdische Dorfschule, die jeweils mitten in den Dörfern liegen, zeigen noch heute, wie friedvoll das Zusammenleben mehrerer Religionen in der Dorfgemeinschaft war, bevor es durch die menschenverachtenden Parolen des Nationalsozialismus für immer zerstört wurde. 

Schwerpunkt

An mehreren Stationen, verteilt auf die Dörfer Türkismühle, Gonnesweiler, Sötern und Bosen, erhält man über Stelen mit Erinnerungstafeln Einblicke in das Leben der ehemaligen jüdischen Landgemeinde in der Gemeinde Nohfelden.

Praktische Hinweise

Die Erinnerungsorte können jederzeit erwandert oder erradelt werden. Als Startpunkt für einen Wandertag eignet sich die Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte in der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle.

Dauer

Zwei bis fünf Stunden

Zielgruppe

Schulklassen ab Klassenstufe 5, Jugend- und Erwachsenengruppep

Kosten

Die Angebote sind kostenlos

Öffnungszeiten

Im Rahmen der Öffnungszeiten der Schule (08.00 Uhr bis 15.00 Uhr) ist die Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte der Gemeinde Nohfelden zugänglich. Für Gruppen ist eine vorherige Anmeldung der Schule notwendig.


Kontakt

Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle
Jörg Friedrich, Konrektor
Trierer Str. 23
66625 Nohfelden
Email: j.friedrich(at)gesnohfelden.de
Fon: 0 68 52-9 02 50
Internet: www.juedischeslebennohfelden.wordpress.com 


Erreichbarkeit

Die Schule ist vom Bahnhof Türkismühle in zirka zehn Minuten fußläufig zu erreichen.


Anfahrt

Bei der Anreise mit dem PKW die Ausfahrt "Türkismühle" der BAB 62 nehmen und nach links in Richtung Nohfelden/Türkismühle abbiegen. Kostenfreie Parkplätze für PKW und Busse sind vorhanden.


Didaktisches Angebot

  • Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle haben zu den Resten der jüdischen Kultur in den drei Dörfern Arbeitsmaterialien erstellt, die über die Schule zur Verfügung gestellt werden können oder über die Homepage abgerufen werden können. Es gibt Materialien für Wandertage in die drei Dörfer Bosen, Sötern und Gonnesweiler. In Sötern kann man beispielsweise einen „Geocachwandertag“ mit einer Klasse durchführen.
  • Die App "Orte der Erinnerung"(OdE): Jüdisches Leben in Nohfelden steht zum kostenlosen Download im App-Store und im Google-Play-Store.
  • Über QR-Codes auf den Ausstellungstafeln sowie den einzelnen Stelen können detaillierte Informationen zur jüdischen Geschichte direkt vor Ort über die Homepage der Stolperstein AG abgerufen werden. (QR-Scanner erforderlich!)
  • Für Menschen mit Beeinträchtigung erhalten Informationen zur Thematik über eine Audiospur sowie einer Version in Leichter Sprache.
  • Eine Unterrichtseinheit zum Schicksal der jüdischen Bevölkerung aus der Gemeinde Nohfelden steht ebenfalls zur Verfügung.

Hinweise und Möglichkeiten

 Literatur

Michael Landau, Eva Tigmann: Unsere vergessenen Nachbarn. In: Geschichte, Politik & Gesellschaft. Schriftenreihe der Stiftung Demokratie Saarland. Band 12. St. Ingbert 2010