Saarländisches Psychiatriemuseum Merzig

Das Saarländische Psychiatriemuseum Merzig besteht 2004 im Dachgeschoss der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Im Mittelpunkt steht dort die Dauerausstellung „Erinnern als Prozess“ in fünf inszenierten Bildern. Eine Bilderfolge beschäftigt sich mit den Euthanasieverbrechen in der früheren Merziger Heil- und Pflegeanstalt.

Foto: Saarländisches Psychiatriemuseum Merzig

Foto: Saarländisches Psychiatriemuseum Merzig/Ralf Schmitt

Kontext

Die Dauerausstellung „Erinnern als Prozess“  setzt sich aus den Bilderfolgen „Psychiatrie in Raum und Zeit“, „Der kompetente Mensch“, „Der verletzte Mensch“, Geschichte der Klinikpsychiatrie in Merzig in Bild- und Tondokumenten vom 19. bis ins 20. Jahrhundert zusammen. Die Installation „Der Raum mit dem leeren Feld“ gedenkt der 800 Patienten, die aus der Merziger Psychiatrie in die Tötungsanstalten Hadamar und Weilmünster deportiert wurden. 

Im August 1939 kurz vor der offiziellen Evakuierung der beiden saarländischen Heil- und Pflegeanstalten in Homburg und Merzig werden erste Patiententransporte aus dem Saarland nach Idstein durchgeführt. Über die Zwischenstation Weilmünster kamen 61 Patienten auf dem Kalmenhof an. Darunter waren 16 ehemalige Patient:innen der Merziger und 45 Patient*innen der Pfälzischen Heil- und Pflegeanstalt in Homburg.

Vom 31. August auf den 1. September erfolgte die Deportation von 670 Patient:innen aus der Merziger Heil- und Pflegeanstalt in Pflegeanstalten in Hessen. 412 Patient:innen kamen nach Weilmünster im Taunus, 258 nach Scheuern bei Bad Nassau, wo sie ermordet wurden. 

Insgesamt wurden 1.700 Patient:innen aus den psychiatrischen Anstalten in Merzig und Homburg verlegt. 

Im Oktober 1939 ist der Beginn der „T4-Aktion“ (http://gedenkort-t4.eu/de/vergangenheit/aktion-t4).- Sie ist nach der Adresse der in der Tiergartenstraße  4 in Berlin sitzenden Reichs- und Arbeitsgemeinschaft Heil – und Pflegeanstalten benannt.Sie begann damit, Meldebögen an alle Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich zu verschicken. Aufgrund der zurückgesandten Gutachten entschieden zwei Obergutachter über Tod – „Euthanasie“ (http://gedenkort-t4.eu/de/gegenwart/was-heisst-euthanasie) und Leben der Patient:innen. 

Schwerpunkt

Krankenmorde, Aktion T 4 (Ermordung von Patient:innen in Heil- und Pflegeanstalten)

Praktische Hinweise

Die Ausstellung im Saarländischen Psychiatriemuseum am Klinikum Merzig ist im unbeheizten Dachgeschoss von Gebäude B2 untergebracht. Sie ist witterungsbedingt von März bis Oktober geöffnet.

Dauer

Eine Stunde

Zielgruppe

Schulklassen ab Klassenstufe 9, Jugend- und Erwachsenengruppen

Kosten

Kostenlose Führungen für Gruppen auf Anfrage

Öffnungszeiten

Nach vorheriger Vereinbarung


Kontakt

Dipl. Psychologe Ralf Schmitt
SHG Klinikum Merzig
Trierer Straße 148
D-66663 Merzig
Fon: 06861-705-1700
Email: sekretariat.psychiatrie(at)mzg.shg-kliniken.de
Internet: www.mzg.shg-kliniken.de

 

Adolf Bender-Zentrum
Gymnasialstraße 5
66606 St. Wendel
Email: info(at)adolf-bender-de
Fon: 0 68 51-808 279-0
Internet: www.adolf-bender.de


Erreichbarkeit

Das SHG Klinikum liegt außerhalb der Merziger Innenstadt in Richtung Merzig-Besseringen.


Anfahrt

Mit dem PKW über die B 51, Abfahrt "Trierer Straße". Die Parkplätze am Klinikum sind kostenpflichtig.

Mit dem Bus vom Bahnhof Merzig, Linie 207, Haltestelle "SHG-Klinikum".


Didaktisches Angebot

  • Führung durch die Ausstellung 
  • Der ehemalige Anstaltsfriedhof der Heil- und Pflegeanstalt Mer­zig wurde zum mit Skulpturen versehenen „Park der Andersden­kenden“ umgestaltet
  • Workshop zum Thema Krankenmorde/Euthanasie des Adolf-Bender-Zentrums

Hinweise und Möglichkeiten

  • Besuch im Saarländischen Landesarchiv, Führung und Vorstellung der Entschädigungsakten. Ansprechpartner: Dr. Peter Wettmann-Jungblut, Landesarchiv Saarbrücken. Fon: 0681-501-1928; Email: p.wettmann(at)landesarchiv.saarland.de
  • Beschäftigung mit der Biographie von Änne Meier (1896-1989). Die in Baltersweiler im Kreis St. Wendel geborene Änne Meier arbeitete als Fürsorgerin. Sie war als aktive Katholikin am Aufbau der Kreiswohlfahrtsämter an der Saar beteiligt. Die von ihr gesammelten Daten zu Tuberkulose-Erkrankungen sowie Erbkrankheiten gab sie trotz massiven Drucks des NS-Regimes zum Zweck der Krankenmorde nicht weiter. Sie verweigerte den Hitler-Gruß und die Mitgliedschaft in NS-Verbänden. Änne Meier wurde „wegen des fanatischen Einsatzes für die katholische Aktion“ von der Gestapo verhaftet. Nach zehn Wochen Einzelhaft im Saarbrücker Gefängnis Lerchesflur in Saarbrücken wurde sie 1942 in KZ Ravensbrück verschleppt. Sie überlebte den Todesmarsch. Nach Kriegsende kehrte sie nach Baltersweiler zurück und arbeitete wieder als Fürsorgerin. Das Adolf Bender-Zentrum St. Wendel hat eine Ausstellung über das Leben von Änne Meier erarbeitet. (http://www.adolfbender.de/index.php?id=240)

Literatur

  • Walter Löb: Das außergewöhnliche Leben eines Zeitzeugen. Autobiographie einer saarländischen Kindheit unter den Nazis. Schriftenreihe des Adolf-Bender-Zentrums, Band 1. Marpingen-Alsweiler, 2015
  • Mirko Tomic: „Ich wäre so gern heimgekommen“ SR-Dokumentation über Krankenmorde in Merzig und Homburg und über T4-Gutachter in Homburg. Ansprechpartner: Fernsehjournalist Mirko Tomic. Email: mtomic(at)sr.de
  • Martin Baus: Homburg, „Aktion T4“ –Vom Landeskrankenhaus nach Hadamar in den Tod. In: Verdrängte Geschichte. Nazi-Herrschaft – Verfolgung – Widerstand. Ein Wegweiser durch den Saarpfalz-Kreis