Gedenkstätte Synagoge Homburg

Das jüdische Leben in Homburg und damit verbunden die Synagoge wurde durch das Novemberpogrom von 1938 zerstört und mit der Deportation der verbliebenen Homburger Jüdinnen und Juden am 22. Oktober 1940 in das Lager Gurs ausgelöscht. Seit 2003 ist die restaurierte Ruine der Synagoge Gedenkstätte.

Foto: Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes

Foto: Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes

Kontext

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es in Homburg einen Betsaal. Nach 1827 kam die jüdische Gemeinde um den Bau einer Synagoge ein. 1860 erwarb die Gemeinde die frühere, seit 1793 entweihte Klosterkirche der Franziskaner und baute sie mit nur wenigen Veränderungen am Gebäude zur Synagoge um. Sie wurde am 21. Februar 1862 eingeweiht.  

Bei dem Novemberpogrom am 9. November 1938 zerstörten in der SA und anderen NS-Gruppierungen organisierte Homburger die gesamte Inneneinrichtung der Synagoge. Der Davidstern am Nordgiebel der Synagoge wurde abgeschlagen. Das Gebäude kam 1939 in den Besitz der Stadt. Das Gebäude wurde im März 1945 bei Luftangriffen auf Homburg erheblich zerstört.

Von den 1933 registrierten 163 jüdischen Einwohner:innen waren 29 in der NS-Zeit ermordet worden. Die letzten 16 jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner wurden am 22.Oktober 1940 von Saarbrücken über Forbach in das  Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen deportiert. Nach Kriegsende kehrten acht ehemalige jüdische Einwohner:innen nach Homburg zurück.

1952 wurden der Dachstuhl und Teile der Umfassungsmauern auf Grund bestehender Einsturzgefahr abgebrochen. In den 1980er Jahren sollte die Ruine abgebrochen und anderen Stelle ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage entstehen. Seit 1987 wurde der Plan eines Wiederaufbaus und einer musealen Nutzung des Synagogengebäudes verfolgt.

Am 25. März 2003 wurde die Gedenkstätte eingeweiht. Im Inneren ist eine Tafel mit Hinweisen zur Geschichte des Gebäudes angebracht. Am Historischen Rathaus am Markplatz, um den das ehemalige jüdische Viertel sich anschloss, informiert eine Tafel über das jüdische Leben in Homburg. Seit November 2019 erinnern zwischen Markplatz und der ehemaligen Synagoge errichtete Gedenkstelen an die im Nationalsozialismus vertriebenen und ermordeten Homburger Jüdinnen und Juden. Anfang März 2023 wurden erstmals Stolpersteine in Erinnerung an im Nationalsozialismus vertriebene und ermordete Homburger Jüdinnen und Juden verlegt.

Schwerpunkt

Jüdisches Leben in Homburg, Verfolgung, Deportation in das Lager Gurs

Praktische Hinweise

Das Betreten der Gedenkstätte ist nicht möglich, aber man kann durch die Gittertür hineinsehen. Eine Hinweistafel befindet sich an der Außenfassade. Besuch des Innenraums nach vorheriger Anmeldung beim Stadtarchiv Homburg möglich.

Dauer

60 Minuten bis 2 Stunden

Zielgruppe

Schulen ab Klassenstufe 9, Jugend- und Erwachsenengruppen

Kosten

Das Angebot ist kostenlos

Öffnungszeiten

Öffnungszeiten Stadtarchiv Homburg:
Mittwoch von 14-18 Uhr
Donnerstag: 9-13 Uhr
sowie nach Vereinbarung


Kontakt

Stadtarchiv Homburg
Kaiserstraße 41
66424 Homburg/Saar
Stadtarchiv(at)homburg.de
Fon: 0 68 41/99 46 25

 

Kinder- und Jugendbüro der Kreis- und Universitätsstadt Homburg
Stadtjugendpflegerin Sandra Schatzmann
Rathaus
Am Forum 5
Sandra.Schatzmann(at)homburg.de

Fon: 0 68 41-10 11 13


Erreichbarkeit

Die Homburger Altstadt ist vom Hauptbahnhof Homburg aus fußläufig in zirka zehn Minuten erreichbar. Das Stadtarchiv ist ebenfalls fußläufig vom Hauptbahnhof aus in zirka fünf Minuten erreichbar.


Anfahrt

Mit dem Zug aus Richtung Saarbrücken RE 1, Regionalbahn 70 und 71 Richtung Kaiserslautern. Regionalbus R7 aus Richtung Zweibrücken, Ausstieg Talstraße


Didaktisches Angebot

  • Führungen des Stadtarchivs Homburg durch die Altstadt (The­matisierung des reichen jüdischen Lebens in Homburg zwischen 1330 und 1945 sowie von Verfolgung und Vernichtung der jüdi­schen Bürgerinnen und Bürger im Nationalsozialismus)
  • Möglichkeit der Quellenarbeit im Stadtarchiv Homburg vertiefende Arbeit mit der Fotosammlung des Stadtarchivs
  • Die App "Orte der Erinnerung"(OdE): NS-Erinnerungsorte in Homburg/Saar steht zum kostenlosen Download im App-Store und in Google-Play-Store für Android und iOS.

Hinweise und Möglichkeiten

  • Vor Ort bietet sich zum Beispiel auch eine Verknüpfung mit dem Schicksal der Autorin und Übersetzerin Edith Aron (1923 bis 2020), die über ihre Kindheit in Homburg literarisch gearbeitet hat (siehe dazu „Die Zeit in den Koffern“. Erzählungen. Wass­mann-Verlag 1989; „Das Papier hört zu, sagt nichts.“ (DVD) Ein Film von Boris Penth. Carpe diem-Produktion Saarbrücken 2015).
  • Gedenkstunde am 9. November, organisiert von der protestanti­schen Kirchengemeinde Homburg gemeinsam mit dem Kinder-und Jugendbüro der Stadt.
  • Im Rahmen der Beschäftigung mit der Geschichte jüdischen Le­bens in Homburg lassen sich auch die Deportationen nach Gurs und die Emigration in die USA ansprechen.
  • Es können unterschiedliche Formen der Erinnerungskultur (z. B. Wandtafeln, Stele, Gedenkstätte) untersucht werden.

Literatur

  • Martin Baus: Verdrängte Geschichte. Nazi-Herrschaft – Verfolgung- Widerstand. Ein Wegweiser durch den Saarpfalz-Kreis. Blieskastel 1995
  • Dieter Blinn: Juden in Homburg. Homburg 1993
  • Informationen zum jüdischen Leben in Homburg unter: http://www.alemannia-judaica.de/homburg_saar_synagoge.htm
  • Bernhard H. Gerlach, Stefan Meißner (Hg.): Jüdisches Leben in der Pfalz. Ein Kultur-Reiseführer. Speyer 2013. S. 104 ff.: Saarpfalz mit Hinweis auf Saarbrücken.
  • Albert Marx: Die Geschichte der Juden im Saarland: vom Ancien Régime bis zum Zweiten Weltkrieg. Saarbrücken 1992