Gedenkstätte ehemaliges KZ Osthofen

Das Beispiel des frühen Konzentrationslagers Osthofen zeigt, wie schnell eine Demokratie zerstört und eine Diktatur errichtet werden kann.

Foto: Mirco Metzler/Die Knipser

Foto: Mirco Metzler/Die Knipser

Foto:Leo Hanselmann, Worms

Foto: Leo Hanselmann, Worms

Kontext

Durch die Ausschaltung und Einschüchterung politischer Gegner:innen und die Verharmlosung dieser Taten in der Öffentlichkeit durch gezielte Propaganda gelang es den Nationalsozialisten direkt nach ihrer Machtübernahme am 30. Januar 1933 innerhalb weniger Monate, ihre Herrschaft zu etablieren und missliebige Stimmen auszuschalten.

In den Gebäuden einer ehemaligen Papierfabrik entstand nach der Machtübernahmeder NSDAP das KZ Osthofen, wo vom Frühjahr 1933 bis Sommer 1934 Gegner des NS-Regimes, allen voran Mitglieder der KPD, der SPD und Gewerkschafter, aber auch Angehörige des Zentrums, Juden, Zeugen Jehovas, Sinti gefangen gehalten wurden.

Am Beispiel des ersten und sehr früh eingerichteten Konzentrationslagers des damaligen Volksstaates Hessens wird deutlich, was die Nationalsozialisten seit Beginn von Hitlers Amtszeit anstrebten: Die Ausschaltung der Gegner und Ausgrenzung ganzer Gruppen bis hin zur Vernichtung.

Zwar wurde im KZ Osthofen in den 16 Monaten seines Bestehens noch kein Häftling ermordet, aber die Gefangenen wurden menschenunwürdig behandelt und misshandelt. Viele der Inhaftierten wurden nach der Schließungdes Lagers erneut verfolgt, in andere Haftstätten und Lager verschleppt und dann später getötet.

Im Mittelpunkt der Gedenkstätte steht neben dem historischen Gelände die Dauerausstellung
„Verfolgung und Widerstand in Rheinland-Pfalz 1933 - 1945“. Sie zeigt die Geschichte der
Konzentrationslager in Osthofen und Hinzert und gibt einen Einblick in die Thematik Verfolgung und Widerstand während der NS-Zeit im Bereich des heutigen Rheinland-Pfalz.

Schwerpunkt

Frühes Konzentrationslager, Verfolgung im Nationalsozialismus

Praktische Hinweise

Die Gedenkstätte liegt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Osthofen.

Dauer

Für eine Führung mit Einführungsgespräch, Geländerundgang und Diskussionsrunde müssen mindestens drei bis dreieinhalb Zeitstunden eingeplant werden. Außerdem werden Projekttage von fünf bis sechs Zeitstunden zu verschiedenen Schwerpunktthemen angeboten.

Zielgruppe

Die Angebote richten sich an Schulklassen aller Schulformen ab Klasse 8. Pädagogische Angebote für jüngere Teilnehmende, auch Grundschulen, sind durchaus möglich, bedürfen jedoch der individuellen Absprache und Vorbereitung.

Kosten

Die Angebote der Gedenkstätte sind kostenlos.

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag 09:00 – 17:00 Uhr

An Wochenenden und Feiertagen 13:00 – 17:00 Uhr

Jeden ersten Sonntag im Monat findet um 14:00 Uhr eine öffentliche Führung statt, Treffpunkt ist im Foyer der Gedenkstätte. Eine Voranmeldung für Einzelbesucher:innen ist nicht erforderlich.


Kontakt

Gedenkstätte KZ Osthofen
Ziegelhüttenweg 38
67574 Osthofen
Tel. 062542/910810
info(at)ns-dokuzentrum-rlp.de
www.gedenkstaette-osthofen.de


Erreichbarkeit

Die Gedenkstätte ist vom Bahnhof Osthofen (S-Bahn-Anschluss im Halbstundentakt) in zirka fünf Minuten fußläufig zu erreichen. Kostenfreie Parkplätze für PKW und Busse sind vorhanden, die Anfahrt ist ab Ortseingang ausgeschildert. Die Gedenkstätte ist weitgehend barriefrei.


Anfahrt

Bei der Anreise mit dem PKW die Ausfahrt "Gundersheim-Westhofen/Osthofen" der BAB 61 (Speyer-
Köln) über Westhofen nach Osthofen abfahren. Von hier aus der Wegbeschilderung zur Gedenkstätte folgen.
In der Gedenkstätte steht ein Getränke- und Snackautomat zur Verfügung. Im Stadtzentrum und am Bahnhof bestehen weitere Verpflegungsmöglichkeiten.


Didaktisches Angebot

Didaktischer Schwerpunkt der Führung ist das Schicksal und Leiden der Häftlinge. Mittels
Zeitzeugenberichten, biographischen und autobiographischen Ansätzen werden für die Schülerinnen und Schüler persönliche Identifikationsmöglichkeiten geschaffen und die Opfer aus der Anonymität geholt, sodass es den Jugendlichen meist leichter fällt Empathie zu entwickeln. Aber auch die Perspektive der Täter oder Zuschauerinnen und Zuschauer wird berücksichtigt (Multiperspektivität).

Auf keinen Fall sollen die Jugendlichen durch das ausgewählte Material inhaltlich oder emotional
überfordert werden. Die Gedenkstätte bietet vielfältige Möglichkeiten handlungsorientierten
Lernens: Diese schaffen ganzheitliche Zugangsmöglichkeiten für die Jugendlichen und sollen die
Nachhaltigkeit des Besuches fördern helfen. Bei der Auswahl geeigneter Methoden versucht die
Gedenkstätte stets die unterschiedlichen Kompetenzen und Interessen der Gruppen zu
berücksichtigen.

Der Gedenkstättenbesuch bietet auch vielfältige Möglichkeiten
fächerübergreifenden Lernens. Die Gedenkstätten ist zudem stets bemüht Schüler:innenarbeiten
(Referate, Facharbeiten und sonstige Forschungsprojekte sowie Projekttage(-wochen) zu fördernund zu unterstützen. Auch Referendarinnen und Referendare oder Studierende können die Archive für Seminar- und Hausarbeiten nutzen.

Die konkreten Angebote:

  • Führung mit Einführungsgespräch, Geländerundgang und Dis­kussionsrunde (Dauer circa drei bis dreieinhalb Stunden). Didaktischer Schwerpunkt der Führung ist das Schicksal der Häftlinge. Mittels Zeitzeugenberichten, biographischen und autobiogra­phischen Ansätzen werden für die Schülerinnen und Schüler persönliche Identifikationsmöglichkeiten geschaffen und die Opfer aus der Anonymität geholt, sodass es den Jugendlichen meist leichter fällt Empathie zu entwickeln. Aber auch die Pers­pektiven der Täterinnen und Täter oder der Zuschauerinnen und Zuschauer werden berücksichtigt (Multiperspektivität).
  • Angebot von Projekttagen (fünf bis sechs Stunden Dauer) zu ver­schiedenen Schwerpunktthemen
  • Begleitprogramme zu Sonderausstellungen
  • Themenführungen, u. a. zu jüdischen Häftlingen oder dem KZ Osthofen aus weiblicher Perspektive
  •  Möglichkeiten fächerübergreifenden Lernens, z. B. durch die Be­handlung des Romans „Das Siebte Kreuz“ von Anna Seghers, der sich auf KZ Osthofen bezieht, das im Buch "Westhofen" genannt wird.



Hinweise und Möglichkeiten

Die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz hält ein breites Angebot an Literatur zum
ehemaligen KZ Osthofen sowie zu Themen der Gedenkarbeit allgemein bereit.

Eine erste Information bietet das „Blatt zum Land“ zum ehemaligen KZ Osthofen. Dieses kann im
Gruppensatz bei der Gedenkstätte bestellt oder auf der Homepage heruntergeladen werden.

Den aktuellen Forschungsstand zum KZ Osthofen bietet der Aufsatz von Angelika Arenz-Morch „Das
KZ Osthofen 1933/34 – Ein Überblick“, in: Angelika Arenz-Morch/ Stefan Heinz (Hrsg.) :
Gewerkschafter im Konzentrationslager Osthofen 1933/34. Biografisches Handbuch. Hrsg. im Auftrag
der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Berlin 2019, S. 11 – 53.

Einen Überblick über die pädagogische Arbeit in der Gedenkstätte bietet der Band „Nicht in der Art,
wie man ein KZ eigentlich kennt“ – Die Pädagogik in der Gedenkstätte KZ Osthofen, hrsg. v. der
Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Mainz/Osthofen 2017 (Gedenkarbeit in
Rheinland-Pfalz, Band 14).


YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=8falgLmVVU8