LAGE-Jahresthema 2025

  • Presseinformation

Rückblick auf die Veranstaltung im Landtag des Saarlandes

Rückblick auf die Veranstaltung zur NS-Opfergruppe der sogen. „Asozialen“ im Landtag des Saarlandes

Am 17. Juni 2025 fand zu unserem LAGE Jahresthema der angeblich „Asozialen“ im Nationalsozialismus eine Veranstaltung statt, die gemeinsam mit dem Landtag und der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) geplant war. Trotz sommerlicher Hitze und obwohl kein entsprechender Gedenktag mitten im Jahr war, war der große Saal des Landtages mit 120 Personen voll.
Landtagspräsidentin Heike Winzent beschrieb in ihrem Grußwort die Stigmatisierung, Verfolgung und Ermordung der sogen. „Asozialen“. Als „asozial“ galten kinderreiche Familien, die von der Fürsorge lebten, Sinti und Roma, die keinen festen Wohnsitz vorweisen konnten, wer keiner geregelten Arbeit nachging, nach Auffassung des Vorgesetzten zu langsam arbeitete, sowie Homosexuelle oder Sexarbeiterinnen. Sie wurden ins Gefängnis, Arbeitserziehungslager und Konzentrationslager eingewiesen, zwangssterilisiert und als Zwangsarbeiter durch Arbeit vernichtet. Erst im Jahr 2020 wurde diese Gruppe als Opfer des Nationalsozialismus vom Bundestag anerkannt. Kirchenrat F.-M. Hofmann beschrieb als Sprecher der LAGE den Weg der Entscheidungsfindung im Sprecher:innenrat zu diesem Thema. Das Grußwort ist im Anhang beigefügt.

Dr. Sabine Graf, stellvertretende Leiterin der LpB, stellte in ihrem Vortrag die Ergebnisse ihrer Recherche über die als „asozial“ stigmatisierten Saarländerinnen und Saarländer in der NS-Zeit vor. Dabei brachte sie viele bis dahin einer größeren Öffentlichkeit unbekannt gebliebenen Lebensläufe vor, die unter den Schergen des Nationalsozialismus zu leiden hatten. Auszüge daraus können demnächst in einem neu von der Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes eingerichteten VEKTOR.Blog  nachgelesen werden.
Alfons Ludwig Ims, geboren 1949 in Kaiserslautern, sprach über seine in der NS-Zeit und auch nach 1945 als „asozial“ stigmatisierte Familie. Er hat dies unter dem Titel „Eine „asoziale“ Pfälzer Familie. Wie in der NS-Zeit aus einem Sozialfall moralische Minderwertigkeit gemacht wurde.“ veröffentlicht. In diesem beindruckenden Vortrag schlug er auch einen Bogen in die Neuzeit, weil immer noch Bürgergeldempfänger und sozial schwache Menschen stigmatisiert und verächtlich gemacht werden.
In der anschließenden Diskussion gab es viele Rückfragen. Vor allem zeigte sich eine große Betroffenheit, weil dieses Thema aus Scham von den Betroffenen bis dato oft verschwiegen worden ist und auch die historische Wissenschaft und Bürgerrechtsbewegung um dieses Thema einen Bogen gemacht hat. Der Moderator der Diskussion, Herr Dr. Frank Hirsch, zeigte sich erfreut, dass das Thema der NS-Opfergruppe der sogen. „Asozialen“ und angebliche Berufsverbrecher, die in der „NS-Opferhierarchie“ ganz unten standen und stehen, aus dem Dunkel der Geschichte ans Licht hervorgeholt wird. Er wünscht sich für die LAGE, dass an dem Thema, gerade auch im Saarland, weitergearbeitet wird.
Bei der Mitgliederversammlung der LAGE am 9. Oktober 2025 im Historischen Museum Saar wird Ruth Bauer,  Mitarbeiterin des Stadtarchivs Saarbrücken noch einmal zu dem Jahresthema sprechen. Sie stellt ihre Recherchen zum Leben von Elisabeth – Else – Krug aus Anlass der am 27. August stattgefundenen Verlegung eines Stolpersteins in Saarbrücken-Altenkessel vor.

Frank-Matthias Hofmann,
Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland (LAGE)

Hofmann, LAGE Saarland