Demokratie braucht Erinnerung - gerade jetzt

  • Stellungnahme

Pressemitteilung Ev. Büro Saarland

15.04.2025
PRESSEMITTEILUNG
DEMORATIE BRAUCHT ERINNERUNG - GERADE JETZT!

Die Rede von „Nie wieder ist jetzt“ muss Konsequenzen für die Erinnerungsarbeit des Landes haben - Evangelische Kirchen im Saarland regen „Runden Tisch Gedenkstätte Gestapolager Neue Bremm“ an.
Die Evangelischen Kirchen im Saarland begrüßen einhellig den verpflichtenden Besuch von Gedenkstätten für Schülerinnen und Schüler. Dadurch kann historisches Bewusstsein gestärkt werden und noch intensiver als bisher bekannt gemacht werden, was an Unrecht und Unmenschlichkeit auch in unserer Region vor Ort geschehen ist. Es ist zugleich ein Stück politische Bildung, damit sich niemals wiederholt, dass Unrecht zu Recht umdeklariert wird und Menschengruppen zu Opfern gemacht werden die stigmatisiert, ausgegrenzt, verfolgt und ermordet werden, wie dies im NS-Staat geschehen ist.
So sagt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, dazu: „Es gilt, die Erinnerungen an die Verbrechen der Nazis wachzuhalten, damit Hass, Menschenverachtung und Faschismus nie wieder an die Macht gelangen können. Erinnerung wachzuhalten bedeutet auch, das teuflische Spiel heute mit Lüge, Verschleierung, Propaganda und Verschwörungstheorie von rechtsextremistischer Seite aufzudecken und zu bekämpfen.“
Freilich muss noch am gesamten Unterbau dieser Entscheidung gearbeitet werden: Es müsste dafür eine größere finanzielle Ausstattung für die Schulen eingeplant werden, und es fehlen in größerer Anzahl Personen, die kenntnisreich z.B. über die Gedenkstätte Neue Bremm führen können. Es muss Ziel sein, noch mehr jüngere Menschen freiwillig für diese Arbeit zu gewinnen, damit sie ihrerseits andere in Kenntnis setzen können, was dort geschah.
Die Evangelischen Kirchen im Saarland unterstützen auch die Bemühungen der Initiative Neue Bremm und der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland (LAGE), die an der Gedenkstätte Neue Bremm einen sogen. “Bildungspavillon“ errichten möchten, damit noch umfassender über die Gedenkstätte informiert werden kann und auch Veranstaltungen bei schlechtem Wetter dort stattfinden können.
Vor allem regen die Evangelische Kirchen im Saarland die Bildung eines „Runden Tisches Gedenkstätte Gestapolager Neue Bremm“ an, an dem die dort bisher handelnden Akteure, aber auch neu zu gewinnende Akteure beteiligt sind. Die politisch Verantwortlichen in Stadt und Land sollten diesen Runden Tisch initiieren und federführend leiten. Im Gespräch der Evangelischen Kirchenleitungen mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und dem Ministerrat am 11.2.25 hat Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst von der Evangelischen Kirche der Pfalz diese Anregung vorgetragen. Wie wichtig die Erinnerungsarbeit den Kirchen ist, zeige sich auch daran, dass mit Kirchenrat Frank-M. Hofmann für die Aufgabe des Sprechers der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland und das Evangelische Büro Saarland als Geschäftsstelle dieser LAGE zur Verfügung gestellt würden.
Es ist unserer Meinung nach unabdingbar, dass geklärt wird, wer auf Landesebene bei der Weiterentwicklung der Gedenkstätte „den Hut aufhat“. Auch schließen sich die Evangelischen Kirchen im Saarland der Forderung der LAGE- an, dass es dringend geboten ist, endlich eine rechtssichere Gesamtkonzeption (und Trägerstruktur) für die Arbeit an dieser Gedenkstätte zu erstellen, um die räumliche, inhaltliche, finanzielle und personelle Ausstattung dieser für das Saarland zentralen Gedenkstätte zu diskutieren. Auch ein weiterer Ausbau und die Veröffentlichung der Häftlingsdatenbank ist vonnöten.
Man sollte über eine öffentlich-rechtliche Landesstiftung für die Gedenkstätte und die Bildung eines Fördervereins nachdenken, damit Strukturen geschaffen werden, die Verantwortlichkeiten klar benennen, finanzielle und personelle Absicherung nachhaltig regeln und damit insgesamt zukunftsfähig sind. Es sollte zeitnah der Aufbau rechtssicherer Gedenkstättenstrukturen, wie sie in allen anderen Bundesländern bereits seit Jahren konzipiert und hinreichend ausfinanziert sind, erfolgen. Nur auf der Grundlage stabiler Strukturen lassen sich größere Projekte wie der angestrebte Bildungspavillon und eine professionelle Bewirtschaftung der Gedenkstätte (inklusive der pädagogischen Vermittlungsarbeit und der wissenschaftlichen Dokumentation) nachhaltig umsetzen.
Mit unserem Engagement als Evangelische Kirchen im Saarland wollen wir unterstreichen, dass Demokratie Erinnerung braucht - gerade in den jetzigen Zeiten. Die Rede von „Nie wieder ist jetzt“ muss Konsequenzen für die Erinnerungsarbeit des Landes haben - Deshalb regen die Evangelischen Kirchen im Saarland einen „Runden Tisch Gedenkstätte Gestapolager Neue Bremm“ an.
Die Relevanz der Geschichte für die heutige Gesellschaft soll deutlich gemacht werden, Zusammenhalt, Solidarität und Zusammenarbeit sollen gestärkt werden. Dadurch wird die Sichtbarkeit dieses historischen Ortes und der vielfältigen Gedenkstättenarbeit gefördert. Aufmerksamkeit für die aktuelle Situation des Gedenkortes wird gestärkt, Kritik an aktuellen Formen von Extremismus geübt.

Für Rückfragen steht Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann zur Verfügung. Er ist zugleich Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland.