Vortragsveranstaltung im Landtag

17. Jun 2025 17:00 – 19:00
  • Vortrag/Diskussion
Kein Organisator
Landtag des Saarlandes, LAGE, LpB Saarland
Saarbrücken
Saarbrücken
Franz-Josef-Röder-Straße 7
Saarbrücken 66119

Landtag, LAGE und LpB laden ein

Veranstaltung zur Opfergruppe der sogenannten „Asozialen“ im Nationalsozialismus
Der Landtag des Saarlandes lädt gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft  Erinnerungsarbeit im Saarland (LAGE) und der Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes zur Veranstaltung "Sogenannte „Asoziale“ im Nationalsozialismus: stigmatisiert, verfolgt und ermordet"

am Dienstag, den 17. Juni 2025, um 17 Uhr im Landtag des Saarlandes

Programm:
-Begrüßung durch diePräsidentin des Landtages des Saarlandes, Heike Winzent;
-Grußwort des Sprechers der LAG Erinnerungsarbeit, Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann;
-Vortrag über als „asozial“ stigmatisierte Saarländerinnen und Saarländer in der Zeit des Nationalsozialismus Dr. Sabine Graf, Landeszentrale für politische Bildung;
-Vortrag über eine „asoziale“ Pfälzer Familie. Wie in der NS-Zeit aus einem Sozialfall moralische Minderwertigkeit gemacht wurde, Alfons Ludwig Ims;

Die LAG Erinnerungsarbeit widmet sich jedes Jahr einem Schwerpunktthema. In 2025 beschäftigt sie sich mit der Opfergruppe der im Nationalsozialismus als sogenannte „Asoziale“ stigmatisierten Männer und Frauen.

Zu den Vorträgen:
Dr. Sabine Graf, stellvertretende Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes, stellt in ihrem Vortrag die Ergebnisse ihrer Recherche über als „asozial“ stigmatisierte Saarländerinnen und Saarländer vor. Sie stehen erstmals im Fokus einer eingehenden Beschäftigung.
Wer keiner geregelten Arbeit nachging, nach Ansicht der Vorgesetzten zu langsam arbeitete und damit sich der „Arbeitsbummelei“ schuldig machte oder die ihm vom Arbeitsamt zugewiesene Stelle wechselte und damit „Arbeitsvertragsbruch“ beging, sah sich diesem Urteil ausgesetzt. Als „asozial“ galten den Nationalsozialisten auch kinderreiche Familien, die von der Fürsorge lebten, Sinti und Roma, die keinen festen Wohnsitz vorweisen konnten oder Homosexuelle oder Sexarbeiterinnen. Kurz: „Asozial“ galt jeder, der von der von den Nationalsozialisten festgelegten Norm abwich. Sie wurden in Gefängnisse, Arbeitserziehungslager und Konzentrationslager eingewiesen, zwangssterilisiert und als Zwangsarbeiter durch Arbeit vernichtet. Die Überlebenden wurden in der Bundesrepublik nicht entschädigt, da sie, wie es hieß, nicht aus politischen Gründen verfolgt worden waren. Erst 2020 wurden die sogenannten „Asozialen“ und „Berufsverbrecher“ als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt.

Alfons Ludwig Ims, geboren 1949 in Kaiserslautern, spricht über seine im Nationalsozialismus und nach 1945 als „asozial“ stigmatisierte Familie. Sein Vater hatte in erster Ehe neun Kinder. Die Familie lebte in Armut und unter schwierigen Bedingungen. Statt Hilfe erwartete sie im Nationalsozialismus Zwangsmaßnahmen: Die erste Ehefrau wurde zwangssterilisiert und verstarb. Die Kinder kamen in Heime. Der Vater heiratete später erneut. Die zweite Ehefrau und Mutter von Alfons Ludwig Ims kämpfte bis 1951 dafür, dass alle neun Halbgeschwister zur Familie zurückkamen. Darunter waren zwei Halbgeschwister, die nach 1945 in die „Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster“ eingewiesen worden waren.
Der studierte Mathematiker Alfons Ludwig Ims war 40 Jahre in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit tätig. Seit 2010 befasst er sich mit den Themen „NS-Euthanasie“, Zwangssterilisation und sogenannte „Asozialen“-Politik der Nationalsozialisten. Er engagiert sich dazu in verschiedenen Gremien. Alfons Ludwig Ims hat die Geschichte seiner Familie recherchiert und diese 2022 unter dem Titel „Eine „asoziale“ Pfälzer Familie. Wie in der NS-Zeit aus einem Sozialfall moralische Minderwertigkeit gemacht wurde.“ veröffentlicht.

Anmeldungen zur Teilnahme an der Veranstaltung sind (bis zum 13. Juni) telefonisch über  +49 (0)681 5002-279, +49 (0)681 5002-328 oder per E-Mail an protokoll@landtag-saar.de möglich.  

LpB Saarland