Lernort Kriegsgräberstätte Lebach
Die Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof in Lebach ist ein exemplarischer Lernort zu unterschiedlichen Aspekten der NS-Geschichte. Im Zentrum steht das Kriegsgeschehen und NS-Verbrechen sowie die Zeit unmittelbar nach 1945.
Kontext
Die Kriegsgräberstätte wurde im Frühjahr 1940 zu Beginn des Frankreichfeldzugs neben dem kommunalen Friedhof als sogenannter „Heldenfriedhof“ angelegt. Hier ruhen neben 255 deutschen Soldaten, die im Lazarett in der Dillinger Straße an ihren Verwundungen starben, und Zivilisten, die meist Bombenopfer wurden, auch 73 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, sogenannte „Ostarbeiter“. Als Displaced Persons waren sie noch nach Kriegsende zu Tausenden zentral in Lebach untergebracht worden und mussten zum Teil bis 1946/47 auf ihre Rückführung in die Heimatländer warten. In dieser Zeit wurden zahlreiche Ehen unter ihnen geschlossen und Kinder geboren, die zum Teil nicht überlebten. Auch diese Kinder sind auf der Kriegsgräberstätte beigesetzt.
Ein künstlerisch gestaltetes Mahnmal aus den 1960er Jahren zeigt, wie die Kriegsgräberstätte nach Kriegsende als „Ehrenfriedhof“ damals als Erinnerungsort wahrgenommen wurde, dann aber mit dem Bau einer neuen Einsegnungshalle auf dem lokalen Friedhof ein wenig ins Abseits rückte. Erst 2017 bis 2019 kam es zu einer Kampagne der Sanierung, zu der auch eine umfangreiche Dokumentation und die Ausarbeitung zum Lernort gehörte.
Durch die Personenrecherchen lassen sich nun beispielhafte Einzelschicksale hervorheben. Mittels Zeitzeugenbefragungen werden lokale Kontexte erschlossen. Historische Quellen wie Fotos, Dokumente, Pläne und Karten sowie schriftliche Aufzeichnungen ermöglichen das Nach-Forschen und visualisieren das damalige Geschehen. Mittels eines zentralen Lageplans ist die topographische Orientierung jederzeit möglich und die Gräberliste mit allen erfassten Namen ist einsehbar. Neue Erkenntnisse und Dokumente 11 werden jeweils in die bestehende Website eingearbeitet. Gerade für die Ostarbeiter und die Displaced Persons fehlt es derzeit noch an lokalen Quellen. Projekte und Arbeitsgruppen der beiden ortsansässigen Gymnasien sind ebenso wie der Historische Verein Lebach direkt in die weitere Aufarbeitung eingebunden.
Schwerpunkt
Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Zwangsarbeit, Displaced Persons
Praktische Hinweise
Da der Lernort im Freien liegt, empfiehlt sich bei einem Besuch der Witterung entsprechende Kleidung.
Dauer
Ein bis zwei Stunden
Zielgruppe
Schulklassen ab Klassenstufe 9
Kosten
Das Angebot ist kostenlos
Öffnungszeiten
Der Friedhof ist täglich und ganzjährig frei im Rahmen der jahreszeitbedingten Öffnungszeiten zugänglich.
Kontakt
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Landesverband Saarland
Graf-Werder-Kaserne, Gebäude 134, Karrierecenter
Wallerfanger Straße 31
66740 Saarlouis
Email: saarland(at)volksbund.de
Fon: 0 68 31-488 85 98
Anfahrt
Die Anfahrt ist mit Saarbahn und Bus möglich. Ausstieg bei der Haltestelle "Bahnhof Lebach".
Anreise mit der Bahn ebenfalls möglich. Vom Bahnhof aus erreicht man die Kriegsgräberstätte in ungefähr sieben Minuten Fußweg.
Bei Anfahrt per Auto empfiehlt sich der Parkplatz am Friedhof Lebach, Trierer Straße.
Didaktisches Angebot
- Die Website https://www.lernort-lebach.de bietet mit Hilfe von QR-Codes vor Ort und im Internet ein vielfältiges Lernangebot. Unter den Oberbegriffen Schicksale, Orte, Zeitzeugen, Kriegsgräberstätte und Lernort Lebach werden zum Beispiel Einzelschicksale thematisiert und dokumentiert. Darüberhinaus finden sich Hintergrundinformationen, unterschiedliche didaktische Vorschläge, übergreifende Informationen zum Projekt Lernort Lebach sowie Orientierungshilfen in Form von Gräberliste, Lageplan und Fotos.
- Auf der Google-Seite ist eine Lagekarte der Kriegsgräberstätte eingeblendet.
Hinweise und Möglichkeiten
- Verknüpfen lässt sich der Lernort Kriegsgräberstätte mit den Stolpersteinen in Lebach, die auf Schicksale Verfolgter und ermordeter Naziopfer hinweisen (dokumentiert vom Historischen Verein Lebach).
- Außerdem gibt es die Möglichkeit, den Kasernenkomplex in der Dillinger Straße 67 aufzusuchen. Dort befanden sich das Verwundeten-Lazarett und ab 1945 eines der zentralen UNRRA-Lager der amerikanischen, später der französischen Besatzungszone, für Displaced-Persons. Im Arrestkeller der Kaserne sind bis heute Graffiti von Ostarbeitern und aus dem UNRRA-Lager sichtbar.