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Das Lager „Neue Bremm“ existierte von April 1943 bis Dezember 1944 und galt in der Tarnsprache der Nationalsozialisten als Polizeigefängnis der im Saarbrücker Schloss sitzenden Gestapo. Es handelte sich jedoch um eine ihrer Terrorstätten und damit einem rechtsfreien Raum, in dem die Inhaftierten der Willkür der Aufseher:innen überlassen waren. Als Gestapo-Lager bildet die „Bremm“ eine eigene Kategorie im NS-Lagersystem.
Im Lager der Neuen Bremm wurden sogenannte Arbeitserziehungshäftlinge, politische Gefangene, Transporthäftlinge vor der „Verschubung“ in ein Konzentrationslager, Nacht-und-Nebel-Häftlinge, Kriegsgefangene, Angehörige von Männer aus dem annektierten Lothingen, die sich dem Arbeitsdienst oder der Wehrmacht entzogen hatten, aus „rassischen“ Gründen Verfolgte und auch sogenannte „Volksgenossen“ mit kurzfristigen Disziplinierungs- und Erziehungsstrafen interniert. Während das Lager existierte waren dort insgesamt 20.000 Menschen inhaftiert.
Im November 1944 wurde das Lager in Saarbrücken aufgelöst. Die Häftlinge wurden in die Itzenplitz- und die Hans-Schemm-Schule in Heiligenwald bei Neunkirchen/Saar verlegt. Die Zwangsarbeitenden aus der ehemaligen Sowjetunion und Polen wurden in ein Lager im Mellin-Schacht bei Sulzbach/Saar gebracht.
Bei Kriegsende war das Lager großteils abgerissen. Am 11. November 1947 weihte die Französische Militärregierung die erste Gedenkstätte im Andenken an die im Lager inhaftierten französischen Widerstandskämpfer ein. Dabei wurde die Gedenkanlage mit einem 30 Meter hohen Mahnmal, einem Gedenkplatz und einer Gedenktafel bewusst vor dem ehemaligen Lagergelände nach einem Entwurf des Architekten und für den Wiederaufbau im Saarland mitverantwortlichen André Sive errichtet.
Bereits im April 1946 war dem Lagerpersonal im Rastatter Schloss der Prozess gemacht worden. Es wurden 14 Todesurteile verhängt sowie mehrjährige Haftstrafen zum Teil mit Zwangsarbeit verhängt. Es erfolgte lediglich ein Freispruch.
Nachdem das Saarland in Folge der Volksabstimmung im Jahr 1955 am 1. Januar 1957 jüngstes Bundesland der Bundesrepublik Deutschland geworden war, verlor die Gedenkstätte ihre Bedeutung. Ab Mitte der 1960er Jahre das Gelände verkleinert und teilweise überbaut. So wurden Teile des Gedenkplatzes und die Gedenktafel im Zuge der Verbreiterung der Straße aufgrund des Baus eines Autobahnzubringers auf das Lagergelände verlegt.
Bei der Einweihung der Gedenkstätte war aus Respekt vor den Leiden der Inhaftierten und als Signal für die kommenden Generationen verfügt worden, dass das Gelände nicht mehr betreten werden sollte. Zudem wurde auf Teilen des Geländes in den 1970er Jahren ein Gewerbegebiet angelegt. Auf dem bereits bei der ersten Gedenkstätte vernachlässigten und seitdem brachliegenden Gelände des Frauenlagers wurde 1975 ein Hotel errichtet. Die Autobahnmeisterei Sulzbach hielt die Reste der Gedenkstätte instand.
Das Engagement der Zivilgesellschaft, vertreten durch die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regime hielt die Erinnerung an den Ort und seine Geschichte wach. Am 8. Mai 1985 errichtete die Stadt Saarbrücken auf deren Betreiben erstmals eine Gedenktafel in deutscher Sprache. Die 1998 gegründete Initiative Neue Bremm lobte im Jahr 2000 einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Gedenkstätte aus. Dabei sollte ausdrücklich auch die Geschichte der Gedenkstätte berücksichtigt werden. Die Architekten Nils Ballhausen und Roland Poppensieker setzten sich mit ihrem Entwurf "Hotel der Erinnerung" durch. Sie richteten ihren Entwurf an der wechselvolle Geschichte des Ortes - einst Lager, heute Hotel - aus.
2004 wurde die Gedenkstätte Gestapo-Lager „Neue Bremm“ eingeweiht. 2018 erfolgte der letzte Bauabschnitt.